3 Fragen an Bernecker: Wie reagieren E.ON und RWE? – Was bedeutet die Zinserhöhung für Aktien? – Wie interessant sind Rüstungswerte?

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Quelle: Bernecker

Uniper ist durch. Wie aber steht es mit den anderen beiden Versorgern E.ON und RWE?

Uniper als größte Drehscheibe für Gastechnik ist zu Recht staatlich gerettet worden. E.ON und RWE sind nicht vergleichbar. Der Schwerpunkt von E.ON liegt im Handel mit Strom und Gas und einer sehr großen Rolle in der Gesamtversorgung.

Zwar ist E.ON in der Preisbildung eingeschränkt, aber die unternehmerische Frage lautet: Was können E.ON und sein Chef Birnbaum aus dieser zentralen Rolle heraus neu gestalten, sowohl strukturell als auch im eigenen Interesse der Margen. Immerhin geht es um Größenordnungen von 80 bis 90 Mrd. € Umsatz bei großer Schwankung dieser Größe, je nach den Preisen.

RWE ist dagegen auf der Schiene der erneuerbaren Techniken am weitesten. Im Moment profitiert RWE von seiner Braunkohlebasis für die dringend nötige Schließung der Stromlücken im kommenden Winter. Wie weit und wie lange dieser Vorteil reicht, ist noch offen.

Also: E.ON und RWE befinden sich strategisch in einer sehr interessanten Ausgangsbasis im Rahmen einer zwingend neuen Energiepolitik Deutschlands. Die Actien-Börse ist in beiden Werten seit längerer Zeit investiert.

Die Zinsen werden Schritt für Schritt erhöht: Wie interessant sind dann noch Aktien?

In jeder Zinssteigerung einer Notenbank steckt immer ein Risiko für die zwei Assetklassen Anleihen und Aktien. Entscheidend ist die Höhe der Zinsen und die Wirkung auf die Wirtschaftslage. Das schafften die Amerikaner in den letzten Jahrzehnten hervorragend.

Nur ein Beispiel, stellvertretend für alle Fälle: Von 2004 bis 2008 erhöhte die Fed die kurzen Zinsen im bekannten Rhythmus von jeweils 0,25 %. Die Konjunktur wurde leicht gebremst und der S&P-Index als größter Index legte in dieser Zeit rd. 30 % zu. Die Zinsverteuerungen von 2016 bis 2019 hatten in etwa die gleiche Wirkung. Dieses Muster gilt auch jetzt in Richtung 2023/2024. Das gilt im Grundsatz, wenn auch differenziert für die einzelnen Sektoren/Branchen. Dann geht es erneut um Stock Picking.

Rheinmetall profitiert vom Krieg in der Ukraine. Sollten Anleger die Chance nutzen?

Rheinmetall bleibt die interessanteste deutsche Rüstungswette neben der kleineren Variante Hensoldt. Dahinter stehen jedoch sehr unterschiedliche Größen für Aufträge und Umsätze zum einen und die weitergehenden Potenziale für die nächsten 5 bis 7 Jahre zum anderen. Dieses Muster gilt für alle Rüstungsaktien, insbesondere für die der Amerikaner.

Für Rheinmetall entsteht daraus die aktuelle Hochrechnung für die Umsätze bis etwa 8 Mrd. € im kommenden Jahr, aber einem Auftragsbestand / Auftragseingang in der Größenordnung von 12 bis 18 Mrd. €, wenn die angekündigten Programme vieler Regierungen auch wirklich umgesetzt werden. Das gibt es nur in Sachen Rüstung. Die Gewinntendenz ist leichter zu schätzen und reicht im Moment bis 15 € je Aktie im kommenden Jahr. Das ergibt ein KGV von nur 10.

Ergebnis: Die langfristige Tendenz im Rüstungsgeschäft erlaubt deutlich höhere Bewertungen von Rheinmetall als nur 6,6 Mrd. € Börsenwert im Moment. Die Schwankungsbreite der zitierten Aufträge löst unregelmäßige Anstöße aus, die jeder kennen muss, wenn er in Rheinmetall investiert. Das muss ausgesessen werden.

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